In Deutschland haben Rechnungs- und Ratenkauf schon seit Langem eine treue Fangemeinde. Nun erobern sie zusammen als BNPL (Buy now, pay later) die internationalen Märkte. Kein Wunder. BNPL hat alles, was eine Zahlart braucht, um die Payment-Welt im E-Commerce und am POS zu rocken: Geschwindigkeit, Komfort und Sicherheit.

Kauf auf Rechnung – erstmal nur der linke Schuh

In den 1960er Jahren kam in Westdeutschland das Wirtschaftswunder auf – und mit ihm der Versandkatalog von Werner Otto. Der findige Kaufmann aus Hamburg führte nur ein Jahr nach Firmengründung den Kauf auf Rechnung ein und traf damit den Nerv der Zeit. Kundinnen und Kunden konnten sich die Schuhe, die erste Produktgruppe des Versandunternehmens, im Katalog bestellen und den Kauf auf Rechnung wählen. In den frühen Tagen der Bezahlmethode baute Werner Otto einen kleinen Kniff ein, um sicherzustellen, dass er das Geld für die Schuhe erhalten würde: Zunächst lieferte er nur den linken Schuh an den Kunden und erst wenn der Kaufpreis einging, wurde der rechte Schuh versandt. Das ist heute anders.

Das Revival von Rechnung- und Ratenkauf

Im deutschen Markt lange bekannt, erobern Rechnungs- und Ratenkauf seit 2021 in einen internationalen Namen gekleidet die weltweiten Märkte. In Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und den USA boomt BNPL. Wobei jedoch in Großbritannien und den USA vor allem die BNPL-Funktion „Ratenkauf“ beliebt ist – eine Art Minikredit ohne Zinsen. In der DACH-Region liegt hingegen der Rechnungskauf vorne.

Egal, ob in Europa oder Übersee – wollen Händler BNPL integrieren, gilt es für sie einiges zu beachten: Bonitätsprüfungen müssen durchgeführt, die bestehenden Systeme angepasst und Vorschriften eingehalten werden. Um diese Punkte umzusetzen, gibt es drei verschiedene Optionen.

Beim Rundum-Sorglos-Paket übernimmt ein BNPL-Anbieter wie Afterpay für den Händler sowohl die Bonitätsprüfung als auch das Zahlungsausfallrisiko. Dafür erhält er eine Vergütung von 3-6 % des Transaktionswertes. Um einen solchen Service im Checkout anbieten zu können, kann der Shopbetreiber sich entweder direkt an Zahlarten wie Paysafe Pay Later, Klarna und ratenkauf by easyCredit anbinden oder dies über einen PSP tun. Letzteres hat den Vorteil, dass die Auswertungen der Transaktionen aus derselben Hand kommen. Und so aufgrund der einheitlichen Datenbasis sinnvoll miteinander verglichen werden können.

Um die Kosten zu senken, hat der Händler allerdings die Möglichkeit, für Rechnungs- und Ratenkauf wichtige Knotenpunkte wie die Schufa selbst anzubinden. Das bedeutet jedoch, dass er die Bonität auf Grundlage der Schufa-Auskunft eigenständig bewerten, das Zahlungsausfallrisiko übernehmen und alle wichtigen Vorschriften kennen muss.

Bei der dritten Variante baut ein PSP zusammen mit seinen Partnern für den jeweiligen Händler eine individuelle BNPL-Lösung. Das Zahlungsausfallrisiko bleibt zwar beim Händler, aber indem der PSP gemeinsam mit einem Partner eine Bonitätsprüfung durchführt, kann der Händler abwägen, ob er eine Zahlung per Rechnungs- oder Ratenkauf akzeptieren möchte oder nicht. So wird das Risiko minimiert. Diese individuelle BNPL-Lösung ist vor allem für Händler geeignet, die ihre Kunden gut kennen, und für Branchen, die ein geringes Betrugsrisiko bergen.

Die Stationen der Welttournee

Händler, die eine BNPL-Zahlart in ihren Checkout integrieren möchten, müssen also einiges bedenken und beachten. Dazu gehört auch, zu wissen, welche Anbieter in welchen Ländern besonders beliebt sind.

Ein PSP (Payment Service Provider) stellt die Schnittstelle zwischen dem Kunden, dem Händler und der Zahlart dar. Daher ist es ratsam, sich für die Einführung von BNPL von einem internationalen PSP unterstützen zu lassen. Dieser sollte die im jeweiligen Land gängigen und beliebten BNPL-Zahlarten kennen und anbinden können: In der DACH-Region gehören AfterPay, ein Tochterunternehmen arvato Bertelsmann, Ratepay und Paysafe Pay Later zu den dominierenden BNPL-Bezahlmethoden, in den USA und Großbritannien wird Klarna bevorzugt.[1] Afterpay ist außerdem auf dem schwedischen, finnischen, dänischen, niederländischen, belgischen und norwegischen Markt vertreten. Und durch die kürzliche Übernahme von SafetyPay stärkt Paysafe seine Position in Lateinamerika.[2] Da Rechnungs- und Ratenkauf in Deutschland beinahe ein alter Hut sind, konnten gerade die schon lange im deutschen Markt aktiven PSPs einiges an Erfahrungen sammeln.

Dass etwa in Großbritannien die BNPL-Dienste um 39 % pro Jahr wachsen und sich bis 2023 der Marktanteil vermutlich verdoppeln wird,[3] macht deutlich, dass BNPL nicht mehr nur für deutsche Shops relevant ist. Und in den USA, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten und begrenzten Kreditkartenlimits, bevorzugen mittlerweile 44 % derjenigen, die BNPL-Dienste in letzter Zeit genutzt haben, diese gegenüber der Kreditkarte.[4] Die Präferenz, BNPL als Zahlart zu verwenden, ist außerdem bei den Befragten mit einem Jahreseinkommen von 50.000 bis 99.000 US-Dollar besonders hoch.[5]

BNPL – Der neue Rockstar am Payment-Himmel?

Wie schnell BNPL auch außerhalb von Deutschland Fans gewinnt, zeigt, dass die Benefits der Zahlart mittlerweile international geschätzt werden. Durch den Rechnungskauf kann der Kunde die Reihenfolge des POS (Point of Sale) in den E-Commerce bringen: Bevor die Kundin Bluse und Schuhe bezahlen muss, kann sie sich diese mit wenigen Klicks nach Hause liefern lassen und dort die neuen Kleidungsstücke bequem anprobieren. Erst wenn sie Bluse und Schuhe behalten möchte, muss sie den Preis innerhalb einer festgelegten Frist bezahlen. Außerdem muss der Kunde beim Checkout lediglich die Versanddaten und sein Geburtsdatum angeben. Konto- und Kreditkartennummer bleiben dabei außen vor. BNPL macht das Couchshopping besonders schnell, komfortabel und sicher – was vor allem im E-Commerce zu größeren Warenkörben und weniger Kaufabbrüchen führt.[6]

Mit BNPL neue Fans gewinnen

Händler, die die alte neue Zahlart anbieten, gewinnen mit der Generation Z nicht nur die Kunden der Zukunft, sondern einen bereits jetzt wichtigen Kundenkreis dazu. So hat eine Umfrage von Student Beans ergeben, dass 2021 42 % der 16- bis 24-Jährigen BNPL nutzten.[7]Laut einer Studie des „emarketer“ bezahlten die Digital Natives häufiger als alle anderen Generationen mit BNPL.[8] Hierbei ist für sie entscheidend, dass BNPL eine Art zinsloser Kredit ist und sie ihre Zahlungen beim Ratenkauf aufteilen können. Außerdem legt die Generation Z besonders beim Bezahlen Wert auf Schnelligkeit und Komfort.

Weniger Hinterzimmer, mehr Komfort

Die Chancen, die BNPL für den E-Commerce mit sich bringt, finden sich mit Blick auf den Ratenkauf auch am POS: Mit der Smartphone-App von ratenkauf by easyCredit müssen die Kunden die Raten für den Laptop nicht mehr in einem Hinterzimmer aushandeln. Vielmehr können sie sich bereits am Regal diskret über die Bedingungen und die Gewährung eines Ratenkaufs informieren. Das bedeutet für den POS: größere Warenkörbe und glückliche Kunden.

Hat BNPL eine Zukunft

Die vielen Vorteile der Zahlart sprechen dafür. Allerdings kann BNPL für die Käufer auch zur Schuldenfalle werden: Aufgeschobene- oder Ratenzahlungen verlocken dazu, mehr zu kaufen, als man sich vielleicht leisten kann. Was wiederum für hohe Mahngebühren sorgt. In Großbritannien haben die BNPL-Nutzer bei den Anbietern des Bezahlverfahrens Schulden in Höhe von 4,1 Milliarden Pfund angehäuft.  Nicht nur in England werden daher Stimmen laut, Gesetze und Regulierungen einzuführen, die die Kunden davor schützen.

Unter dem Hashtag #Klarnaschulden teilen die Digital Natives auf Tiktok mit den übrigen Nutzern ihren Schuldenstand bei Klarna, der durch Rechnungs- und Ratenkauf entstanden ist. Stürzt BNPL also eine ganze Generation in die Verschuldung? Gewiss lebt der eine oder die andere über seine Verhältnisse, die meisten jedoch haben kein Problem, ihr Konto wieder auszugleichen. Der Zweck hinter den Posts ist daher vielleicht eher, mit der eigenen Kreditwürdigkeit ein wenig zu prahlen.


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[1] Vgl.  https://www.ppro.com/payment-methods/  (2020)

[2] Vgl. https://thepaypers.com/online-payments/splitit-survey-reveals-most-want-bnpl-option-on-existing-credit-cards–1254382?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=Weekly+2022-02-07+Weekly-Newsletter-Payments# (2022)

[3] Vgl. https://www.finder.com/uk/buy-now-pay-later-statistics (2021)

[4] Vgl. https://www.emarketer.com/content/across-incomes-us-adults-prefer-bnpl  (2021)

[5] Vgl. ebd.

[6] Vgl. https://www.cnbc.com/2021/09/25/why-retailers-are-embracing-buy-now-pay-later-financing-services.html (2021)

[7] Vgl. https://www.thisismoney.co.uk/money/cardsloans/article-10403727/Buy-pay-later-used-42-Gen-Z-Britain-year.html (2022)

[8] Vgl. https://www.emarketer.com/content/gen-z-payments-titans-move-on-bnpl-but-do-watchdogs (2021)