Die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs hat in vielen Teilen der Welt bereits begonnen. London, Tokio oder auch New York machen es vor: Papiertickets, aber auch proprietäre Karten der Netzbetreiber sind wohl schon bald Vergangenheit.

Alles, was der Fahrgast künftig mit sich führen muss, ist eine Kreditkarte oder ein Smartphone. Mass Transit Transaction nennt sich die Technologie, die das Bezahlen im Vorbeigehen ermöglicht und für Kunden sowie Unternehmen zahlreiche Vorteile bietet. 

Der öffentliche Nahverkehr der Zukunft

Vor einem Sprung in die Zukunft, lohnt sich meist ein Blick in die Vergangenheit. Der öffentliche Personennah- und -fernverkehr entwickelte sich seit über 150 Jahren zu einem inzwischen unersetzlichen Baustein der Infrastruktur nahezu aller Länder dieser Welt.

Schon 1863 fuhr die weltweit erste U-Bahn im Londoner Untergrund. Es sollte jedoch fast weitere 100 Jahre dauern, bis der öffentliche Nahverkehr Mitte des 20. Jahrhunderts einen bedeutenden Aufschwung erlebte.

Getrieben durch die Industrialisierung und zahlreiche technische Innovationen, schlängelten sich immer ausgereiftere U-Bahnen, Straßenbahnen und auch Omnibusse durch Innenstädte oder verbanden Ortschaften miteinander. Städte wie London, New York, Peking, Tokio oder auch München würden ohne U-Bahnen und Busse kollabieren. Immer mehr Menschen sind auf die sicheren, schnellen und zuverlässigen Transportmittel angewiesen.

Damit die Leistungsfähigkeit der öffentlichen Verkehrsmittel auch künftig sichergestellt ist, spielen sich viele Innovationen inzwischen nicht mehr unmittelbar auf der Schiene oder der Straße ab, sondern haben mit der Bezahlung zu tun. Der Nahverkehr der Zukunft wird in vielen Städten zunehmend auf Electronic Ticketing setzen.

New York, London, Tokio

Die Metropolen der Welt machen es vor: Wer in London oder Tokio in Bus und Bahn steigt, wischt häufig einfach lässig die Kreditkarte oder das Handy über einen entsprechenden Sensor auf der Durchgangskontrolle. Schlangestehen vor dem Automaten entfällt ebenso wie das Kramen nach Kleingeld. Auch die Unternehmen profitieren. Sie können ihr Personal effizienter einsetzen und garantieren ihren Kunden transparent den besten Preis, ohne dass diese sich durch ellenlange Tariflisten quälen müssen.

Im Zusammenhang mit Electronic Ticketing und Mobile Ticketing spricht man häufig von Mass Transit Transactions, also Transaktionen im Rahmen des Massentransports. Hierbei gibt es grundsätzlich zwei unterschiedliche Herangehensweisen, die Infrastruktur für das elektronische Ticketing zu errichten.

Was bedeuten Closed Loop und Open Loop?

Die Unternehmen wickeln die Bezahlungen entweder in einem Closed Loop oder einem Open Loop ab. Im Closed Loop bezahlen Fahrgäste innerhalb eines proprietären Systems. Sie erhalten in den meisten Fällen Kundenkarten, auf die sie Beträge laden können.

Der Nachteil dieser Variante liegt im wahrsten Sinne des Wortes auf der Hand: Die Beträge bleiben auf der Karte und können nur noch zweckgebunden genutzt werden.

Zudem müssen die Fahrgäste ihre Karten häufig aufladen und die Betreiber sich um die Kartenausgabe und das fortlaufende Management der Zahlungen kümmern.

Open Loop für maximale Flexibilität

Im Open Loop nutzen die Fahrgäste hingegen einfach ihre Kredit- oder Debitkarten, ihre Smartphones oder andere Geräte mit Zahlungsfunktion, wie beispielsweise Wearables. Sie benötigen keine weitere Karte, die sie mit sich führen müssen und dementsprechend vergessen könnten. Alles was sie tun müssen, ist ihre Karte oder ihr Gerät über die entsprechenden Sensoren halten. Das geschieht dank NFC im Vorbeigehen und kostet keine zusätzliche Wartezeit an Automaten, vor denen sich im schlechtesten Fall eine beträchtliche Schlange gebildet hat.

Stets der beste Preis – ganz ohne Recherche

Während Passagiere, die klassische Bezahlverfahren nutzen, die für sie jeweils günstigsten Tickets selbst recherchieren müssen, erledigt das Bezahlsystem beim Open Loop diese Herausforderung automatisiert. Das System erfasst die Station, von der aus der Kunde seine Reise startet, in der Sekunde, in der er die Karte auf den Sensor tippt. Am Zielbahnhof tippt er die Karte abermals auf den entsprechenden Sensor und das System errechnet den Fahrpreis.

Pay as You Go

Die Methode hinter diesem System heißt Pay as You Go. Sie erlaubt es jedoch noch viel weiter zu gehen. Fährt der Kunde mehrere Strecken an einem Tag und übersteigt mit dem addierten Preis der Einzeltickets den Preis des Tagestickets, so zahlt er stets den niedrigeren Betrag. Im Zuge des Processings am Ende des Tages wählt das System automatisch die beste Option.

Analog dazu können Fahrgäste auf einen Monat gesehen nicht über den Zahlbetrag eines Monatstickets kommen. Dadurch entsteht ein bisher nie dagewesener Komfort- und Zeitgewinn – ganz abgesehen vom monetären Sparpotenzial und der gewonnen Flexibilität. 

Denn wer nicht gerade Berufspendler ist und sich vergleichsweise statisch mit der gleichen Karte durch den Alltag bewegt, muss sich um nichts weiter kümmern, als seine Kreditkarte mitzunehmen. Sogar spezielle Rabatte können unkompliziert im Rahmen von Loyalty-Programmen oder Sonderaktionen gewährt werden.

Für Kunden

Flexible Kostenanpassung

Nie mehr bezahlen als nötig. Sollte ein Zeitticket für Kunden günstiger sein als streckenbasierte Tickets, oder umgekehrt, so zahlen sie stets den niedrigsten Preis.

Keine zusätzlichen Karten

Fahrgäste benötigen lediglich ihre Debit- oder Kreditkarte. Alternativ können sie auf die Karte auch komplett verzichten und über ihr NFC-fähiges Smartphone per Apple Pay oder Google Pay zahlen.

Keine Schlangen vor Fahrkartenautomaten

Da keine Tickets mehr gekauft werden müssen, entstehen weniger Schlangen vor den Automaten. Wer elektronisches Ticketing nutzt, vermeidet Wartezeiten komplett und muss keine proprietären Karten aufladen.

Für Verkehrsunternehmen

Minimale Anpassungen der Infrastruktur

Die Unternehmen müssen ihre Infrastruktur nicht radikal ändern. Physisch müssen sie die Sensoren für die NFC-Checkpoints installieren. Abgesehen davon hält sich der Aufwand für die Implementierung der digitalen Infrastruktur jedoch in Grenzen.

Höhere Leistungsfähigkeit und Kundenzufriedenheit

Kein Schlangestehen bedeutet, dass die Fahrgäste stets unterbrechungsfrei in die Stationen und Verkehrsmittel gelangen. Dadurch ist ein reibungsloses Erlebnis gewährleistet, das die Kundenzufriedenheit erhöht.

Niedrigere Betriebskosten

Die Betreiberunternehmen reduzieren in beträchtlichem Umfang die Kosten, die sie üblicherweise für das Bargeldmanagement und dessen Transport aufwenden müssen.

Hohe Sicherheit

Da Verkehrsunternehmen Fahrgastinformationen nicht auf proprietären Karten speichern und alles über die Kreditkarte abwickeln, ist die Privatsphäre der Fahrgäste bestmöglich geschützt. Dank Sicherheitsmaßnahmen wie Tokenisierung bleiben geheime Daten geheim und können nicht gestohlen werden.

Niedrigere Investitionskosten

Ebenso sinken die Anschaffungs- und Instandhaltungskosten der Fahrkartenautomaten und der Ticketkioske.

Bezahlen im Nahverkehr für die Ohren

Im Computop Payment Insights Podcast zu diesem Thema unterhält sich Gastgeber Henning Brandt mit dem Computop-Experten Lars Hofmann (Senior Consultant POS) über die Zukunft des Bezahlens im öffentlichen Nahverkehr.

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